En dråbe, som forandrer alt.

Autistische Frauen stärken

27. september 2025

Autistische Frauen stärken – von passiv zu selbstbestimmt

Von Emma Hinze, Dr. Michelle Garnett und Professor Tony Attwood – Übersetzung: ProZ-Probono-Netzwerk

Viele autistische Menschen sehen sich in ihren zwischenmenschlichen Beziehungen mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Dies kann zu einem Gefühl von Viktimisierung und in manchen Fällen sogar Ausbeutung führen. In einer aktuellen Studie von Sarah Bargiela et al. (2016) berichteten die Teilnehmerinnen über ihre Erfahrungen und beschrieben ihren Weg von der Passivität zu selbstbewusstem Handeln sowie die Hindernisse, auf die sie dabei stießen.

Bitte beachten Sie, dass dieser Beitrag Hinweise auf sexuellen Missbrauch enthält, der für einige Personen belastend sein kann. Wenn Sie solche Inhalte belastend finden, sollten Sie eventuell nicht weiterlesen.

Passivität und ihre Folgen

Die Teilnehmerinnen gingen davon aus, dass die Passivität, die sie bei sich feststellten, mit ihrem Autismus zusammenhing und betonten, wie dieser zu ungesunden Beziehungen und Risikosituationen geführt hatte. Eine Teilnehmerin sprach über den Anpassungsdruck, den sie verspürte, und sagte: „Ich fühle mich von der Gesellschaft unter Druck gesetzt, das alles zu tun, weil einem gesagt wird, das sei das, was von einem erwartet wird, um eine gute Freundin zu sein. Und dann denke ich, wenn ich es nicht tue, dann erfülle ich meine Pflichten nicht.“ Dieser Kampf, anderen zu gefallen und sich an ihre Bedürfnisse anzupassen, führte oft zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit.

Die Vermeidung von Konflikten war ein weiteres häufiges Thema unter den Teilnehmerinnen. Viele sahen jede Form verbaler Meinungsverschiedenheiten als „Streit“ an. Die Vermeidungsstrategie drückte sich manchmal in übertriebenem Selbstbewusstsein aus, was wiederum die Freundschaften negativ beeinflusste. Eine Teilnehmerin formulierte es so: „Wenn ich dann endlich etwas sage, kann ich etwas zu unverblümt sein.“ Es gab jedoch Ausnahmen: Einige Frauen weigerten sich, Dinge anzusprechen, obwohl sie wussten, dass etwas nicht stimmte.

Eine schockierende Häufigkeit von sexuellem Missbrauch

Beunruhigenderweise berichteten neun von vierzehn Teilnehmerinnen von Fällen sexuellen Missbrauchs. Die Hälfte dieser Vorfälle ereignete sich in Beziehungen, in denen junge autistische Frauen sich verpflichtet fühlten, sexuelle Handlungen über sich ergehen zu lassen oder nach und nach immer aufdringlicher zu sexuellen Aktivitäten gezwungen wurden. Streitigkeiten endeten häufig mit Versöhnungssex, selbst wenn die befragten Frauen dies eigentlich nicht wollten.

Drei junge Frauen berichteten, von Personen vergewaltigt worden zu sein, die sie nicht kannten. In einem besonders beunruhigenden Fall wurde ein minderjähriges Mädchen – im Auftrag von drei älteren Männern, deren Absichten sexueller Natur waren – von einer gleichaltrigen Person kontaktiert. Mehrere Faktoren trugen zu diesen Situationen bei, darunter soziale Nachahmung, Schwierigkeiten beim Deuten der Absichten anderer, soziale Isolation im Teenageralter und der verzweifelte Wunsch nach Akzeptanz. Ihre Schwierigkeiten beim Deuten der Absichten anderer und dem Verstehen sozialer Regeln machten sie anfällig für Ausbeutung und Missbrauch.

– „Ich versuchte immer wieder, mit ihm Schluss zu machen. Wann immer ich die Beziehung beenden wollte, meinte er, dass ich meine eigenen Gefühle ja gar nicht kennen würde... Ich fühlte mich so gefangen.“

Die Frauen sprachen davon, dass sie sich verpflichtet fühlten oder allmählich zu sexuellen Aktivitäten gezwungen wurden, oft aufgrund der gesellschaftlichen Erwartungen, die an sie gestellt wurden. Eine Teilnehmerin berichtete: „Es kann passieren, dass man das Flirtverhalten eines Mannes kopiert, ohne dies selbst zu bemerken.“

Lernen, selbstbewusst zu sein

Trotz der Berichte von Passivität und Missbrauch berichteten viele Frauen auch von persönlichem Wachstum und zunehmend selbstsicherem Auftreten. Sie lernten, die Absichten anderer besser zu lesen, wodurch sie allmählich in der Lage waren, unangenehme Situationen zu verlassen. Einige hatten bei einer psychologischen Beratung Anleitung erhalten, beispielsweise einen „Leitfaden für Selbstbewusstsein“, oder durch ihre Arbeit entsprechende Fähigkeiten erworben.

Vier Frauen sprachen darüber, wie ihre Autismusdiagnose für sie zu einem Tool geworden war, ihre Meinung selbstbewusst zu vertreten. Sie fühlten sich nicht mehr verpflichtet, Erklärungen abzugeben, und einfach nur „nein“ zu sagen, wurde für sie möglich. Dieses neu gewonnene Selbstbewusstsein zeugte von ihrer Widerstandskraft und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung.

Sensibilisierung: Schutz gefährdeter autistischer Frauen

Die Berichte dieser jungen Frauen verdeutlichen ein kritisches Problem, mit dem sich sowohl die Angehörigen der betreffenden Berufsgruppen als auch die Gesellschaft auseinandersetzen müssen: zum einen die hohe Verletzlichkeit und zum anderen die erschreckend vielen Vorfälle mit sexuellem Missbrauch bei autistischen Frauen. Es ist unabdingbar, dass Fachkräfte in den Bereichen der körperlichen und psychischen Gesundheit, Psychologie, Erziehung und Sozialarbeit sowie Strafverfolgungsbehörden die besonderen Herausforderungen, mit denen autistische Frauen konfrontiert sind, erkennen und auf diese reagieren.

  1. Aus- und Weiterbildung: Fachkräfte müssen in diesem Bereich geschult werden, um die Komplikationen bei Autismus zu verstehen, insbesondere im Zusammenhang mit geschlechtsspezifischen Herausforderungen. Dazu gehört auch, Anzeichen von Missbrauch zu erkennen und zu verstehen, wie die Merkmale von Autismus zu einem erhöhten Risiko beitragen können.
  2. Traumasensible Betreuung: Bei der Arbeit mit autistischen Frauen, die sexuellen Missbrauch erfahren haben, sollte das medizinische Personal traumasensible Behandlungsansätze anwenden. Das potenzielle Trauma und seine Auswirkungen auf die psychische Gesundheit zu verstehen, ist für eine wirksame Unterstützung und Therapie unerlässlich.
  3. Präventive Bildung: Schulen und Bildungseinrichtungen sollten umfassende Sexualaufklärungsprogramme einführen, die an die Bedürfnisse autistischer Schülerinnen angepasst sind. Diese Programme sollten sich nicht nur auf biologische Aspekte konzentrieren, sondern auch auf Themen wie Beziehungsdynamiken, Grenzen und Konsens eingehen.
  4. Frühzeitiges Eingreifen: Die frühzeitige Identifizierung von Verletzlichkeitsfaktoren ist von entscheidender Bedeutung. Eltern, Lehrkräfte und andere betreuende Personen sollten über die Herausforderungen aufgeklärt werden, mit denen autistische Frauen konfrontiert sind. Auch über ihre Probleme mit sozialer Nachahmung, Schwierigkeiten beim Deuten der Absichten anderer und Sehnsucht nach Akzeptanz. Dieses Wissen kann dazu beitragen, ein schützendes System zur Unterstützung zu schaffen.
  5. Kommunikation und Empowerment: Autistische Frauen sollten daher effektive Kommunikationsstrategien und Fähigkeiten erlernen, um für sich selbst einstehen zu können. Sie müssen lernen, wie man sich durchsetzt, „nein“ sagt und wenn nötig Hilfe sucht. Diese Fähigkeiten können ihr Leben verändern.
  6. Unterstützungsnetzwerke: Der Aufbau starker Unterstützungsnetzwerke für autistische Frauen ist unerlässlich. Diese können aus Supportgruppen mit Gleichaltrigen, Beratungs- und Therapiepersonen sowie Mentorschaften bestehen. Der Kontakt mit anderen, die dieselben Erfahrungen gemacht haben, kann helfen, Gefühle der Isolation zu reduzieren und das Selbstvertrauen zu stärken.
  7. Rechtlicher Schutz: Rechtssysteme sollten sich den Herausforderungen bewusst sein, denen autistische Frauen gegenüberstehen, und ihnen den notwendigen Schutz bieten. Dazu gehören auch die notwendige Sensibilität bei Gerichtsverfahren und die Bereitstellung zugänglicher Ressourcen.
  8. Gemeinschaftsbewusstsein: Über den beruflichen Bereich hinaus, muss die Gesellschaft ein Umfeld voller Verständnis und Akzeptanz für autistische Frauen fördern. Die Förderung von Inklusion und Empathie kann einen großen Beitrag dazu leisten, Missbrauch zu verhindern und ein sicheres Umfeld zu schaffen.

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Weg von der Passivität zur Durchsetzungsfähigkeit für autistische Personen mit Herausforderungen verbunden ist, die das Risiko der Viktimisierung und Ausbeutung mit einschließen. Die Berichte dieser jungen Frauen zeigen jedoch auch ihre bemerkenswerte Fähigkeit, zu lernen, sich anzupassen und zu wachsen. Mit der richtigen Unterstützung und den notwendigen Ressourcen können sie gesellschaftlichen Druck überwinden, für sich selbst einstehen und gesunde Beziehungen führen, die ihren eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entsprechen.

Quellen:

Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Tony Attwood und Dr. Michelle Garnett: https://attwoodandgarnettevents.com/category/attwood-and-garnett-blog/

 

Bargiela, S., Steward, R., & Mandy, W. (2016). The experiences of late-diagnosed women with autism spectrum conditions: An investigation of the female autism phenotype. Journal of Autism and Developmental Disorders, 46, 3281-3294.

 

 

 

 

 
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