Skript meines Vortrags beim Dachverband Neurodiversität vom 04.12.2024
1. Sensorik bei ASS und ADHS
1.0. Grundlegende Definitionen
Für dieses Referat verwende ich die Begriffe ASS und Autismus für alle Arten von Autismus nach ICD-10 bzw. für die Autismus-Spektrum-Störung gemäß ICD-11.Der Begriff ADHS bezieht sich ebenfalls auf alle Formen des Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms, mit oder ohne Hyperaktivität sowie mit nach innen und nach außen gerichteter Hyperaktivität.
1.1 Was ist Sensorik?
Sensorik beschreibt die Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinnesreizen aus der Umwelt und dem eigenen Körper (Porges, 2011).
Mit unserer Sensorik nehmen wir Raum, Bewegung und Körpergefühl wahr, können Informationen verarbeiten und unsere Gefühle regulieren.
Sie hilft uns, den Alltag zu bewältigen, soziale Interaktionen zu meistern und das eigene Verhalten zu steuern. Denn um auf etwas angemessen reagieren zu können, müssen wir korrekt wahrnehmen, was gerade passiert und in unserem Kopf ein zusammenhängendes Bild erstellen können. (Miller et al., 2007).
Einschränkungen in der Sensorik können zu Problemen bei Begegnungen mit anderen Menschen und im Alltag führen.
2. Sensorische Besonderheiten bei Autismus und ADHS
Menschen mit Autismus und ADHS berichten oft von sensorischen Besonderheiten, die von Person zu Person sehr unterschiedlich sein können.
• Sensorische Besonderheiten:
o Hypersensibilität (Überreizbarkeit): Manche Menschen reagieren sehr empfindlich auf Sinnesreize wie laute Geräusche oder grelles Licht. Das führt oft zu Stress und Überforderung, besonders dann, wenn die Wahrnehmung dieser Empfindlichkeit von anderen infrage gestellt wird (z. B. durch Aussagen wie „Stell dich nicht so an“ „Du bist hysterisch.“ „So schlimm kann’s doch gar nicht sein.“ „Du willst nur Aufmerksamkeit.“). Wenn Betroffenen ihre eigene Wahrnehmung ständig abgesprochen wird, kann das langfristig negative Folgen haben. Sie stellen sich selbst und ihre Wahrnehmung infrage und fangen an, ihre eigenen Bedürfnisse zu ignorieren (Hinweis: Burnout).
o Hyposensibilität (zu geringe Sensibilität): Manche Betroffenen brauchen sehr intensive Reize, um „sich selbst zu spüren“ oder andere, unangenehme Reize zu „überblenden“. Das kann im schlimmsten Fall bis zur Selbstverletzung führen (ritzen, schneiden, Kopf gegen die Wand schlagen)(Ashburner et al., 2008).
o Veränderte oder verzögerte Reizverarbeitung: Bei einigen Menschen ist die Verarbeitung bestimmter Reize langsamer oder anders, beispielsweise beim Gleichgewichtssinn oder bei der Koordination. Viele Menschen rempeln durch die verzögerte visuelle Wahrnehmung und die verzögerte Verarbeitung der räumlichen Wahrnehmung ständig Türrahmen und Mauern an oder sind ungeschickt. Manche Betroffenen können durch dadurch, dass das, was sie hören, verzögert im Gehirn verarbeitet wird, keine spontanen Antworten geben (Tomchek & Dunn, 2007).
2.1 Sensorische Besonderheiten bei ASS (Autismus-Spektrum-Störung)
• Hypersensibilität:
Menschen mit Autismus sind oft sehr sensibel gegenüber Lärm, Licht oder Berührungen. Diese Überreizbarkeit kann besonders im Alltag belastend sein, da Geräusche, Lichtverhältnisse und Berührungen, die von anderen Menschen erwartet werden (wie Umarmungen oder Händeschütteln oder der Austausch von Zärtlichkeiten in der Partnerschaft), manchmal als unangenehm empfunden werden (Robertson & Baron-Cohen, 2017).
• Spezifische sensorische Vorlieben:
Einige Menschen mit Autismus lieben bestimmte sensorische Reize, wie zum Beispiel visuelle Effekte oder wiederholte Bewegungen (sogenanntes „Stimming“). Ein bestimmter Sinnesreiz kann auch zu einem Spezialinteresse werden. Manche malen gerne, hören laute Musik oder wippen mit dem Stuhl, um sich zu beruhigen oder besser konzentrieren zu können. (Ben-Sasson et al., 2009).
• Reaktion auf unerwartete Reize:
Plötzliche Sinneseindrücke können großen Stress und intensive Reaktionen auslösen. Und da die Betroffenen solche Reize meist nicht kontrollieren können, sind viele stets in Alarmbereitschaft. Sie fühlen sich den Eindrücken ausgeliefert und bedauern gleichzeitig, sie nicht besser aushalten zu können. Viele meiden neue Situationen, da in solchen ja immer unerwartet unangenehme Sinneseindrücke auftauchen könnten. (Green et al., 2015).
• Eingeschränkte Interozeption (Körperwahrnehmung):
Menschen mit Autismus haben häufig Schwierigkeiten, Bedürfnisse aus dem Inneren ihres Körpers (wie Hunger, Durst oder Schmerz) zu erkennen. Dadurch kann es passieren, dass sie wichtige Signale übersehen, was sich negativ auf ihre Gesundheit auswirken kann. Sie vergessen, zu trinken oder zu essen und bemerken vielleicht erst dann, dass sie krank oder verletzt sind, wenn es kritisch wird. (Mahler, 2016).
2.2 Sensorische Besonderheiten bei ADHS
• Wechselnde Reizverarbeitung und Ablenkbarkeit:
Menschen mit ADHS haben oft eine recht wechselhafte Reizverarbeitung und sind schnell abgelenkt. Viele haben eine Reizfilterschwäche. Dadurch können sie sich auf bestimmte Aufgaben nur schwer konzentrieren. Bei ADHS sind einige Sinne manchmal viel stärker ausgeprägt als andere, was zu einer Überkompensation führen kann. Beispielsweise reagieren manche Menschen mit ADHS besonders sensibel auf Geräusche. In einer lauten Umgebung sind sie völlig überfordert und versuchen, sich stattdessen auf das zu konzentrieren, was sie sehen. Sie konzentrieren sich also auf viele unwichtige visuelle Details und können so einem Gespräch gar nicht mehr folgen (Kisely et al., 2020).
• Hyper- und Hyposensibilität:
Betroffene können sowohl äußerst sensibel (Hypersensibilität) als auch zu wenig sensibel (Hyposensibilität) auf bestimmte Reize reagieren. (Parush et al., 2007).
• Zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen unterscheiden:
Eine Besonderheit bei ADHS ist die Schwierigkeit, wichtige Reize von unwichtigen zu unterscheiden. Diese hohe Sensibilität gegenüber unwichtigen Eindrücken führt zu Reizüberflutung und beeinträchtigt die Fähigkeit, sich auf Wesentliches zu konzentrieren. (Ghanizadeh, 2011).
3. Bedeutung für den Alltag
3.1 Auswirkungen der sensorischen Hypersensibilität
Menschen mit ASS und ADHS erleben durch sensorische Überreizbarkeit häufig Schwierigkeiten im Alltag und bei sozialen Kontakten. In lauten oder überfüllten Umgebungen fühlen sie sich schnell überfordert und benötigen Pausen oder Rückzugsorte, um Reizüberflutung zu vermeiden. Das kann zu sozialer Isolation und Missverständnissen führen (Ben-Sasson et al., 2009).
o Schlafstörungen: Sensorische Überreizbarkeit kann auch Schlafstörungen verursachen, da kleinste Geräusche oder Lichtveränderungen den Einschlafprozess unterbrechen.
3.2 Auswirkungen auf Reizverarbeitung und Selbstregulation
• Überlastung (Meltdowns, Shutdowns, Burnout):
Schwierigkeiten bei der Reizverarbeitung können zu Erschöpfung, sogenannten „Meltdowns“ oder „Shutdowns“ führen, bei denen Betroffene sich entweder äußerlich stark zurückziehen oder intensive emotionale Reaktionen zeigen. Viele kenn den Meltdown nach außen mit Wutausbrüchen oder Weinkrämpfen, aber besonders viele Frauen sind auch vom inneren Meltdown betroffen. Bei diesem kommt es zu plötzlichen, extremen Tiefs. Sie werten sich selbst ab, bis hin zu Suizidgedanken und Suizidhandlungen. Langfristig kann ein hoher sensorischer Stresspegel zu einem „Autismus-/ADHS-Burnout“ führen, einem Zustand völliger Überlastung (Green & Ben-Sasson, 2015).
Auszeiten und gezielte sensorische Entlastung sind entscheidend, um Reizüberflutung vorzubeugen und den Alltag besser zu bewältigen (wie das gelingt, erläutere ich später).
3.3 Schwierigkeiten bei der Körperwahrnehmung und Selbstfürsorge
Ein eingeschränktes Wahrnehmen der eigenen Körperbedürfnisse wie Hunger, Durst, Müdigkeit und Stress kann dazu führen, dass Personen mit ASS oder ADHS grundlegende Bedürfnisse übersehen. Schwierigkeiten, Schmerzen oder körperliche Beschwerden wahrzunehmen oder zu beschreiben, können außerdem bei Arztbesuchen zu Problemen führen, da Symptome erst spät erkannt oder nicht klar mitgeteilt werden können. Wenn man selbst weiß, dass eine abgeschwächte Körperwahrnehmung (Interozeption) vorhanden ist, sollte dies unbedingt bei Arztbesuchen usw. angegeben werden, um Missverständnissen vorzubeugen und angemessen untersucht und behandelt zu werden (Craig, 2002).
3.4 Probleme mit dem Gleichgewicht und der Koordination
• Beeinträchtigungen im Alltag:
Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht und der Körperkoordination machen Alltagsaktivitäten wie Radfahren, Sport, Orientierung, das Abschätzen räumlicher Entfernungen und feinmotorische Aufgaben wie Schreiben schwieriger. (Tomchek & Dunn, 2007).
Diese Einschränkungen können die Teilnahme an Hobbys und sportlichen Aktivitäten beeinträchtigen, was sich natürlich auch sozial auswirkt. Viele Betroffene erleben sich außerdem als ungeschickt, da sie durch eine Verzögerung der visuellen Wahrnehmung oder dadurch, dass nicht gut abgespeichert werden kann, wie viel Kraft sie für eine bestimmte Bewegung brauchen, häufig Dinge kaputt machen oder Menschen anrempeln.
4. Arten von Sinnen, Herausforderungen und Hilfe
Zu den Sinnen gehören nicht nur die klassischen Sinne, sondern auch unsere „Körpersinne“. Diese sind wichtig für unser Wohlbefinden und haben in Bezug auf die sensorischen Unterschiede bei ASS und ADHS eine ganz besondere Bedeutung. Heute wissen wir, dass Herausforderungen bei der Sinneswahrnehmung viel größere Auswirkungen haben als unmittelbar angenommen.
• Klassische Sinne:
Sehen, Hören, Fühlen, Riechen, Schmecken: Sie sind die Grundlage für unsere Wahrnehmung und Orientierung.
Sehen: Der Sehsinn versorgt uns mit Informationen über unsere Umgebung. Das ist wichtig für das Erkennen von Gefahr und für unser Sicherheitsgefühl.
Menschen, bei denen der Sehsinn anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Haben häufig Kopfschmerzen oder tränende Augen
- Sehen verschwommen oder doppelt
- Verlieren beim Lesen oft die Stelle oder sehen „wandernde Wörter“
- Werden bei Schularbeiten oder beim Sport rasch müde
- Sind lichtempfindlich
- Fühlen sich in Gruppen mit viel Bewegung überfordert
- Meiden direkten Augenkontakt
- Stolpern häufig oder reagieren zu spät auf Hindernisse
- Suchen visuelle Reize (Lichter, Muster)
- Haben Mühe mit dreidimensionalem Sehen
- Können Entfernungen nur schlecht abschätzen
- Schlechter Orientierungssinn
- Binokulare Sehstörungen: Treten auf, wenn die Augen nicht optimal zusammenarbeiten, was zu Doppelbildern, Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsproblemen führen kann. Diese Störungen entstehen oft durch ein Ungleichgewicht in der Augenmuskulatur oder eine fehlerhafte Ausrichtung der Sehachsen.
Das kann helfen:
Dämpfend:
- Sonnenbrillen oder Kappen bei Lichtempfindlichkeit
- Strukturierte visuelle Hilfen wie Lesehilfen oder Bildschirmfilter
- Ruhepausen bei der Arbeit am PC
- Prismenbrillen: Lenken das Licht gezielt um und gleichen so unterschiedliche Sehachsen aus.
Stimulierend:
- Lavalampen, Mobiles
- Sehspiele (Schatzsuche nach Formen/Farben), Memory
Integrierend:
- Bewegungen von Personen spiegeln
Hören: Auch durch unser Gehör erhalten wir ebenfalls Informationen über unsere Umgebung. Wir erkennen, wie weit weg ein Geräusch ist und erkennen Stimmen. Auch unser Körper reagiert auf Geräusche.
Menschen, bei denen das Gehör anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Erschrecken durch laute Geräusche und Stimmen
- Sind ständig in Alarmbereitschaft
- Abneigung gegen blecherne, metallische oder hohe Töne (z. B. Hundepfeifen, Geige) oder Alltagsgeräusche wie leise Musik, Toilettenspülung
- Schwierigkeiten, festzustellen, woher ein Geräusch kommt
- Schwierigkeiten, Stimmen zu erkennen
- Können sich gehörte Anweisungen nur schwer merken
- Sind leicht durch Hintergrundgeräusche abgelenkt
- Können Unterschiede bei der Lautstärke oder den Emotionen in Stimmen nur schwer unterscheiden
- Wenig Rhythmusgefühl
- Probleme, ähnlich klingende Laute zu unterscheiden
- Schwierigkeiten beim Lernen einer neuen Sprache
- Geringer Wortschatz, schlechte Aussprache
- Monotone oder ungewöhnlich laute/leise Stimme
Das kann helfen:
Dämpfend:
- Gehörschutz oder Noise-Cancelling-Kopfhörer
- Hintergrundgeräusche minimieren, ruhige Lern- oder Arbeitsbereiche schaffen
Stimulierend:
- Geräuschdosen
- Reime
Integrierend:
- Anweisungen schriftlich oder bildlich ergänzen, um Missverständnisse zu vermeiden
- Tanzen (Verbindung Gehör und Bewegung)
Fühlen: Mit dem Tastsinn begreifen wir unsere Welt. Wir registrieren mit unserem Tastsinn Temperatur, Druck, Vibrationen, Juckreiz, Konsistenz von Lebensmitteln im Mund und Schmerz.
Menschen, bei denen der Tastsinn anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Erschrecken bei unerwarteten Berührungen
- Meiden Berührungen oder reagieren oft mit Abwehr
- Ekeln sich vor schmutzigen Aktivitäten (z. B. kochen, malen)
- Halten bestimmte Kleidung oder Nähte nicht aus
- Tragen für die Jahreszeit unübliche Kleidung
- Sind wählerisch beim Essen, bevorzugen oft eine bestimmte Textur und Temperatur
- Empfinden Zähneputzen oder Haareschneiden als unangenehm
- Reagieren nicht bei Verletzungen oder Schmerzen
- Suchen intensiv Berührungserfahrungen (barfuß laufen, auf Gegenständen kauen, sich selbst verletzen)
- Schwierigkeiten mit Feinmotorik, Druck und Kraftdosierung
- Schwierigkeiten, Objekteigenschaften (Textur, Form, Gewicht) wahrzunehmen oder zu unterscheiden
Dämpfend:
- Weiche, hautfreundliche Kleidung ohne störende Nähte
- Angenehme Raumtemperatur
Stimulierend:
- Fingerfarbe
- Sandkasten
Integrierend:
- Sinnespfade, Fühl-Labyrinths
Riechen und schmecken: Geruch und Geschmackssinn hängen eng miteinander zusammen. Wir nehmen wahr, ob die Umgebung „sicher“ riecht und ob unser Essen „sicher“ schmeckt.
Menschen, bei denen Geruch oder Geschmack anders funktionieren oder verarbeitet werden:
- Putzen die Zähne nicht gern
- Essen nur wenige, geschmacklich eher langweilige Lebensmittel
- Empfinden Gerüche als viel zu intensiv (z. B. Parfüm, Käse, Farbe)
- Lieben scharfe, saure oder stark gewürzte Speisen
- Kauen Speisen oft schlecht vor dem Schlucken
- Sabbern nach dem Babyalter noch häufig
- Haben ständig etwas im Mund, wie Stifte oder Spielzeug, oder kauen an den Nägeln
Das kann helfen:
Dämpfend:
- Umgebungen mit starken Gerüchen meiden und Duftstoffe reduzieren
- Strukturierte Geschmackserfahrungen mit gleichbleibenden Lebensmitteln
Stimulierend:
- Duftreis, Duftsalz
- Seifenblasen
Integrierend:
- Blasinstrumente
• Propriozeption (Tiefensensibilität): Dieser Sinn besteht aus dem Lagesinn, Kraftsinn und Bewegungssinn. Bei der Tiefensensibilität geht es hauptsächlich darum, wie man die Lage und Position des eigenen Körpers im Raum wahrnimmt. Ohne sie könnten wir nicht gehen, tanzen, den Arm bewegen, ohne ihn anzuschauen, Treppen steigen oder greifen (Sherrington, 1906).
Menschen, bei denen die Tiefensensibilität anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Bewegen sich ungern
- Meiden springen, laufen und krabbeln
- Stoßen gegen Gegenstände
- Stampfen beim Gehen
- Knacken mit den Knöcheln
- Mögen enges Einwickeln in Decken beim Zubettgehen
- Stolpern und fallen oft
- Halten Stifte zu fest oder zu leicht, schreiben unleserlich
- Zerbrechen häufig Dinge, heben sie oft mit zu viel Schwung oder Kraft auf
Das kann helfen:
Dämpfend:
- 3D-Bilder und 3D-Kino meiden, Tiefendruck (Gewicht unter Matratze, kann alle anderen Sinneswahrnehmungen inkl. Schmerz ausblenden)
Stimulierend:
- Kraft- und Bewegungsübungen wie Hüpfen oder Widerstandsübungen
- Gewichtsdecken und Gewichtswesten
Integrierend:
- Aktivitäten, die Koordination und Körperbewusstsein stärken, wie Yoga, reiten oder schwimmen
• Vestibulärer Sinn (Gleichgewichtssinn): Dieser Sinn steuert unsere Balance und Orientierung im Raum. Durch unseren Gleichgewichtssinn nehmen wir Veränderungen unserer Körperposition wahr. Also alles, was mit drehen, klettern, rollen, krabbeln und Bewegung allgemein zu tun hat (Ayres, 1972). Aber auch beim Autofahren oder auf einem Schiff sorgt er im Normalfall dafür, dass wir die Bewegung gut integrieren können und uns nicht schlecht wird.
Menschen, bei denen der Gleichgewichtssinn anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Schaukeln und rutschen nicht gern, fahren nicht gern Karussell
- Bewegen sich vorsichtig und langsam
- Fahren ungern Aufzug oder Rolltreppe
- Werden leicht reise- oder seekrank
- Haben große Angst zu fallen oder Höhenangst
- Unsicher und ängstlich beim Treppensteigen
- Drehen sich oft lange und ohne Schwindelgefühl
- Bemerken nicht, wenn sie fallen, und fangen sich somit nicht ab
- Müssen sich ständig zu bewegen und können nicht still sitzen
- Hüpfen häufig und schaukeln vor und zurück
- Lieben Wippen und Trampolins
- Verlieren oft das Gleichgewicht
Das kann helfen:
Dämpfend:
- Beim Autofahren und auf dem Schiff den Horizont fixieren
- Höhen meiden
Stimulierend:
- Langsame, kontrollierte Bewegungen und Übungsabläufe wie Klettern oder Schaukeln
Integrierend:
- Stabilisierende Übungen mit gezieltem Gleichgewichtstraining wie Balancieren, Balancekissen oder Schaukelstühle für sichere
Bewegungserfahrungen
• Interozeption:
Die Wahrnehmung innerer Körperzustände wie Herzschlag, Atmung, Hunger, Schmerz und Müdigkeit. Unsere Körperwahrnehmung ist entscheidend dafür, ob und wie wir uns selbst spüren und somit auch für unsere emotionale Regulierung (Craig, 2002).
Das Spüren des eigenen Herzschlags oder der Atmung sorgen dafür, dass wir bemerken, wenn wir aufgeregt oder gestresst sind. Indem wir Durst und Hunger wahrnehmen, werden wir daran erinnert, uns um grundlegende Bedürfnisse unseres Körpers zu kümmern.
Menschen, bei denen die Körperwahrnehmung anders funktioniert oder verarbeitet wird:
- Haben Schwierigkeiten, innere Körperempfindungen wie Hunger, Durst oder Müdigkeit wahrzunehmen
- Sind sehr sensible in Bezug auf körperliche Empfindungen, was zu Angst oder Unruhe führt („Hypochonder“)
- Reagieren sehr sensibel bei Temperaturänderungen oder Schmerz
- Fühlen sich oft unwohl in ihrem eigenen Körper
- Können verschiedenen Körperempfindungen oft schwer unterscheiden und ignorieren Schmerzen manchmal
- Erkennen nicht, wenn sie müde oder erschöpft sind oder Ruhe brauchen
- Starkes Verlangen nach intensiven körperlichen Aktivitäten
- Sind unruhig oder zappelig
Das kann helfen:
Dämpfend:
- Erklären der Zustände im Inneren des Körpers, um diese zu verstehen und gelassener zu erleben
Stimulierend:
- Regelmäßige Erinnerung an Essen und Trinken durch Routinen und Alarme
- Körperwahrnehmung stärken mit Achtsamkeitstraining und Atemübungen
Integrierend:
- Progressive Muskelentspannung und bewusste Pausen, um innere Zustände zu erkennen
- Drama- und Ergotherapie
5. Erstellung eines sensorischen Profils
Was ist ein sensorisches Profil?
Ein sensorisches Profil beschreibt die persönlichen sensorischen Vorlieben und Sensibilitäten einer Person. Es zeigt, auf welche Reize eine Person über- oder unterdurchschnittlich stark reagiert (Dunn, 1999).
5.1 Vorteile der Erstellung eines sensorischen Profils
• Erfassen der persönlichen Vorlieben und Sensibilitäten
Ein individuelles sensorisches Profil hilft dabei, die besonderen persönlichen Bedürfnisse und den passenden Umgang mit bestimmten Reizen zu erkennen und zu gestalten. Das sensorische Profil fördert das Bewusstsein für die eigene Reizempfindlichkeit und hilft, belastende Reize im Alltag zu minimieren. Indem manche Personen erkennen, wie sehr sie Sinnesreize belasten und wie viel sie täglich eigentlich aushalten, können sie sich auch selbst besser akzeptieren (Miller et al., 2007).
• Anpassung der Alltagsumgebung:
Viele Menschen, besonders Spätdiagnostizierte, die jahrelang maskiert haben, zwingen sich selbst häufig, unangenehme Reize einfach auszuhalten. Indem aufgezeigt wird, wie schädlich diese dauerhafte Belastung für sie ist, erkennen sie, dass eben nicht alles einfach ausgehalten werden muss. Sie erfahren, dass Änderungen und Anpassungen, die zu mehr Wohlbefinden führen, durchaus erlaubt und wünschenswert sind. Schon kleine Anpassungen wie das Verdunkeln des Raumes, das Tragen von Sonnenbrille und Kopfhörern oder Gehörschutz und das Nutzen von Stimming-Spielzeug können zu Hause, in der Schule und am Arbeitsplatz eine große Hilfe sein (Ashburner et al., 2008).
• Therapieplanung und individuelle Ansätze:
Ein sensorisches Profil unterstützt die Therapieplanung. Es zeigt auf, welche sensorischen Bedürfnisse berücksichtigt werden müssen. So können ganz gezielt individuelle Ansätze gewählt werden, mit denen Sinnesreize besser verarbeitet werden können und die Resilienz im Umgang mit sensorischen Reizen gefördert wird, und zwar nicht durch klassische Ansätze, denn diese sind für neurodiverse Personen meist völlig kontraproduktiv und sogar traumatisch. (Parham & Mailloux, 2010). [dazu komme ich noch später]
6. Entwicklung neuer Fragebögen zur Sensorik und Interozeption auf Deutsch
Da es so wichtig ist, die sensorischen Besonderheiten zu kennen und ein sensorisches Profil zu erstellen, entwickle ich derzeit in Zusammenarbeit mit Fachkräften und Betroffenen neue Fragebögen zur Sensorik und Interozeption auf Deutsch. Das Ganze ist ein Non-Profit-Projekt, das sich ausschließlich durch Spenden finanziert.
Mit diesen neuen Fragebögen werden sensorische Besonderheiten, die Körperwahrnehmung und Daten zu Resilienz und Masking erfasst. Dies unterstützt die Diagnostik und Therapie (Dunn, 2014).
Die Fragebögen zeigen, ob Betroffene sensorische Reize durch jahrelanges Maskieren unbewusst ignorieren. Werden Fragebögen sehr unterschiedlich beantwortet, kann das darauf hindeuten, dass die eigene sensorische Wahrnehmung belastender ist, als man selbst annimmt. Vieles wird unbewusst ignoriert, ist aber dennoch langfristig belastend (Mahler, 2016).
Mehr über dieses Projekt und mein Crowdfunding können Sie auf meiner Website autismusinfo.com lesen.
7. Bedeutung für Trauma-, Angst- und Psychotherapie
7.1 Sensorische Überlastung und Trigger in der Traumatherapie
• Sensorische Überlastung als traumatisierender Faktor:
Bei Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung oder ADHS kann eine ständige sensorische Überlastung selbst Traumasymptome auslösen und zu einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (KPTBS) führen, besonders dann, wenn die eigene Wahrnehmung stets infrage gestellt oder ignoriert wird (Kerns et al., 2015). Zudem muss eine große sensorische Sensibilität in der Therapie berücksichtigt werden.
o Vermeiden einer Retraumatisierung: In der Traumatherapie ist es besonders wichtig, dass Therapiefachkräfte mögliche sensorische Trigger erkennen und diesbezüglich sehr einfühlsam mit den Betroffenen umgehen. Menschen mit ASS oder ADHS erinnern sich an traumatische Erlebnisse häufig sehr lebhaft. Besonders bei Menschen mit der Doppeldiagnose ASS/ADHS ist die Gefahr einer Retraumatisierung extrem groß. Sie erinnern sich manchmal an jedes Detail des Erlebten, nehmen Situationen – auch belastende Situationen – mit allen Sinnen intensiv wahr, oder sie durchleben bei jedem Trigger und jeder Erzählung die Situation mit allen Sinnen so intensiv, als würde sie gerade noch einmal passieren. Hier sind unglaublich viel Einfühlungsvermögen, Wissen zu diesem speziellen Sachverhalt und Geduld gefragt (Attwood, 2024).
7.2 Besondere Anforderungen in der Angsttherapie
• Stark eingeschränkte Eignung der Konfrontationstherapie:
Bei der Behandlung von Angststörungen ist es bei Menschen mit ASS und ADHS besonders schwierig, auf klassische Konfrontationstherapie zurückzugreifen. Während Konfrontation für neurotypische Menschen oft zu einer Desensibilisierung führen kann, verstärkt wiederholte Exposition bei sensorisch sensiblen Menschen häufig die Überforderung und die Ängste, denn die Sensibilität ist dauerhaft neurologisch verankert. Sie können sich nicht einfach an Reize „gewöhnen“. Konfrontationstherapie ist daher für Menschen mit ASS und ADHS meist nicht geeignet. Sie kann sogar extrem traumatisch sein, da sich die Betroffenen bei der Therapie hilflos ausgeliefert fühlen und die Hoffnung verlieren, wenn „die Therapie mal wieder nicht so wirkt bei ihnen, wie sie laut Therapiefachkraft sollte“. (laut unwissender Therapiefachkraft) (Mazefsky et al., 2013).
Stattdessen sind sanfte, achtsamkeitsbasierte Methoden und individuelle Bewältigungsstrategien sinnvoller. Nur so kann die Stressresistenz gestärkt werden, ohne die Betroffenen zu überfordern. Auch sensorische Integration mit Stärkung von eher geschwächten Sinnen trägt dazu bei, dass die Hypersensibilität bei stark betroffenen Sinnen abnimmt.
Ganz egal, welche Therapieform gewählt wird, so müssen Betroffene jederzeit die Kontrolle über die Situation behalten und sich in der Situation sicher fühlen, um langfristig davon profitieren zu können.
7.3 Soziale Kompetenzen und die Behandlung sozialer Ängste bei ASS
Auch soziale Ängste, die bei Menschen mit ASS sehr häufig sind, werden durch viele soziale Interaktionen häufig nicht einfach besser. Die sensorische Überreizung verstärkt außerdem die Angst und erschwert somit eine Therapie (Cage et al., 2018).
Langfristig erhöht ständige soziale Überlastung auch das Burnout-Risiko. Die ständige Anpassung an soziale Erwartungen, die durch sensorische Überlastung verstärkt wird, führt im schlimmsten Fall zu „autistischem Burnout“ oder „ADHS-Burnout“, zu Depressionen, Ängsten und zum Verlust der Lebensqualität (Raymaker et al., 2020).
Die Therapie ist zwar schwierig, aber nicht unmöglich. Mehr über geeignete Therapieformen erläutere ich später.
7.4 Therapeutische Anpassungen für ASS und ADHS
• Anpassung der Umgebung an sensorische Bedürfnisse:
Indem sensorische Besonderheiten gezielt berücksichtigt werden, können Therapieräume so gestaltet werden, dass sie Betroffene so wenig wie möglich überlasten. Beispielsweise können Lärm und visuelle Reize reduziert werden. Es kann beruhigendes Stimming-Material bereitgestellt werden, um eine entspannte Atmosphäre zu schaffen. Außerdem können Therapieformen angepasst werden, indem Therapieeinheiten beispielsweise per Videotelefonie, in der Natur, in Bewegung (Spaziergang, Gymnastik) oder schriftlich stattfinden. Gerade bei der Therapie ist die Sensorik besonders wichtig, damit gut gemeinte Therapien nicht kontraproduktiv oder sogar traumatisierend werden (Miller et al., 2001).
• Fördern der Körperwahrnehmung:
Ein gezieltes Training der Interozeption, also der Wahrnehmung innerer Körperzustände, kann das Körperbewusstsein und die Selbstregulation stärken. Indem man eigene Körperbedürfnisse wie Hunger, Müdigkeit oder Stresssignale erkennt, kann man auch besser auf sich selbst achten und Gefühle besser regulieren (Wir alle kennen das wahrscheinlich, dass wir grummelig werden, wenn wir Hunger haben) (Khalsa et al., 2009).
7.5 Welche Therapie ist denn nun bei ASS und ADHS geeignet?
• Sensorische Integrationstherapie (SI):
Die sensorische Integrationstherapie (Ergotherapie) unterstützt die Verarbeitung und Integration sensorischer Reize. Sie verbessert die Koordination und Organisation der Sinneswahrnehmung (Ayres, 1972). Durch gezielte Aktivitäten fördert diese Therapie die Regulierung von Emotionen und die Reaktionsfähigkeit auf verschiedene Sinnesreize. Schwächer ausgeprägte Reize werden gezielt aktiviert, was zu einem Angleich der stärker ausgeprägten Sinne und somit zu einer Reduzierung der Hypersensibilität führen kann. (Miller et al., 2001).
• Dramatherapie (NICHT Traumatherapie!):
Die Dramatherapie nutzt Theater, Rollenspiele und kreative Ausdrucksformen zur Verarbeitung sensorischer und emotionaler Themen. Diese Methode bietet eine spielerische Herangehensweise ohne viele Worte, um mit sensorischen und emotionalen Herausforderungen umzugehen. Sie ermöglicht es den Teilnehmenden, ihre Gefühle in einem geschützten Raum auszudrücken und zu erkunden, was besonders für Menschen mit ASS und ADHS von Vorteil sein kann (Johnson & Emunah, 2009).
• Musiktherapie:
Die Musiktherapie nutzt die heilenden Eigenschaften von Musik, um emotionale und Gehörtes besser zu verarbeiten, Kommunikations-fähigkeiten zu verbessern und soziale Interaktionen zu fördern, während sie gleichzeitig eine beruhigende und unterstützende Umgebung bietet (Bradt & Dileo, 2014).
• Tiertherapie:
In der Tiertherapie wird der Kontakt zu Tieren genutzt, um emotionale Unterstützung zu bieten und soziale Fähigkeiten zu fördern. Die Interaktion mit Tieren kann helfen, Stress abzubauen, haptische Reize besser zu verarbeiten und das Wohlbefinden der Betroffenen zu steigern, da Tiere oft eine beruhigende Wirkung haben (Nimer & Lundahl, 2007).
• Bewegungstherapie:
Die Bewegungstherapie nutzt körperliche Aktivitäten, um das sensorische Bewusstsein und die Körperwahrnehmung zu stärken. Durch Bewegung können emotionale Spannungen abgebaut und die motorischen Fähigkeiten verbessert werden, was für Menschen mit ASS und ADHS von großem Nutzen ist. Zusätzlich werden die Körperwahrnehmung und unsere Körpersinne entscheidend verbessert (Kiphard, 2000).
8. Was bedeutet das für die Zukunft?
1. Wissenschaftliche Forschung
Mehr Studien zur sensorischen Verarbeitung bei ASS und ADHS sind notwendig, um die zugrunde liegenden Mechanismen zu verstehen und weitere gezielte Therapien zu entwickeln. (Miller et al., 2011; Kientz et al., 2014).
2. Sensibilisierung und Weiterbildung für Fachkräfte
Fachkräfte aus Psychologie, Psychiatrie, Medizin und Bildung sollten speziell für sensorische Herausforderungen sensibilisiert und weitergebildet werden (Lindgren et al., 2017).
Quellenangaben
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6. Craig, A. D. (2002). "How do you feel? Interoception: The sense of the physiological condition of the body." Nature Reviews Neuroscience, 3(8), 655–666.
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