One drop can change everything.

Umgang mit Meltdowns

19. January 2025

Von Professor Tony Attwood, Übersetzung – ProZ-Probono-Netzwerk


Viele autistische Menschen neigen zu katastrophalen Reaktionen oder Meltdowns, wenn sie übermäßig gestresst, ängstlich oder frustriert sind. Der Meltdown kann sich nach außen richten, ausgedrückt durch starke Verzweiflung, die sich in Wut manifestiert, und vielleicht sogar in der Zerstörung von Eigentum oder Aggression gegenüber einer Person gipfeln. Ein Meltdown kann sich aber auch nach innen richten, mit intensiver Selbstbeschuldigung, Hass und sogar Selbstmordgedanken und -handlungen oder plötzlichen „Depressionsattacken“.


Daher muss man sich einen Plan zurechtlegen, wie man mit einem Meltdown umgeht, ganz egal, ob dieser nach außen oder nach innen gerichtet ist. Dieser Plan soll als Hilfestellung dienen, zu vernünftigen Gedanken und Verhaltensweisen zurückzukehren, damit die Person ihre Selbstkontrolle wieder erlangen kann. Es gibt dafür einige Leitlinien.
Die erste Leitlinie ist, dass das Familienmitglied ruhig bleibt und nur darüber spricht, was die Person tun kann, um die Situation und die Emotionen zu deeskalieren. Eine nützliche Technik, die zuerst von Sue Larkey entwickelt wurde, ist es, sich vorzustellen, man sei die Stimme eines Navigationssystems in einem Auto. Die KI-Stimme kritisiert oder verurteilt die fahrende Person nicht, sondern erklärt einfach und ruhig, wie die Situation unter Kontrolle zu bringen ist. In einem Meltdown ist es wichtig, sich auf das zu konzentrieren, was zu tun ist, nicht auf das inakzeptable Verhalten.


Die nächste Leitlinie lautet, nicht über die Ursache des Meltdowns nachzugrübeln. Die autistische Person erlebt intensive Emotionen und muss diese Emotionen bewältigen, anstatt gedanklich zum Ursprung des Meltdowns zurückkehren und diese Gefühle wieder zu erleben, denn das vergrößert Tiefe und Dauer der Verzweiflung nur. Außerdem haben autistische Personen während eines Meltdowns häufig große Schwierigkeiten, ihre Gefühle zu artikulieren oder eine kohärente und genaue Erklärung zu liefern. Die weitere Frustration hierüber wird das Leiden nur verstärken und verlängern.
Zudem ist es ratsam, sich in erster Linie auf die Wiederherstellung der emotionalen Kontrolle zu konzentrieren; der Verweis auf die Konsequenzen wird die Not nur erhöhen. Wenn man Zuneigung als Bewältigungsmechanismus für Emotionen, wie z. B. eine Umarmung, in Betracht zieht, ist es wichtig, die Person zu fragen, ob sie sich besser fühlen würde, wenn man sie umarmen würde, bevor man in ihren persönlichen Raum eindringt. Es ist außerdem wichtig, die große Verzweiflung anzuerkennen und zu validieren sowie zu erklären, dass die intensiven Gefühle schließlich vergehen werden. Manchmal kann es helfen, auf das Spezialinteresse der jeweiligen Person zuzugreifen, da dies als effektiver Gedankenblocker oder „Aus-Schalter“ dienen kann, was wiederum die Rückkehr der Selbstkontrolle erleichtert.

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Tony Attwood und Dr. Michelle Garnett: https://attwoodandgarnettevents.com/category/attwood-and-garnett-blog/

 

 

 
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